02.09.2014
Erste Eindrücke aus Brasilien
von Thomas Klefoth
Die 7th WRFC ist eine Wissenschaftskonferenz. Das klingt erstmal ziemlich trocken, hat aber überwiegend Bezüge zur Praxis.
1. Tag, Kurzbericht
Wie managen wir Fischpopulationen?
Ein Thema ist es, für das Management vor Ort Methoden zu entwickeln, um Fischbestände besser zu verstehen und zu bewirtschaften. Insbesondere die Frage, wann Überfischung einsetzt, ist bisher fast nur theoretisch geklärt. Um hier weiter zu kommen, braucht man Daten. Die hat aber im Grunde niemand.
Hier gibt es jetzt neue Wege: alles, was man benötigt, ist die Bestimmung der natürlichen Sterblichkeit, aus der sich nach neuesten Erkenntnissen quasi alles ableiten lässt.
Das ist zwar immer noch etwas kompliziert, aber mit einigem Aufwand tatsächlich auch für einen Verband oder größeren Verein machbar.
Meiner Meinung nach ist das ein Meilenstein!
(aus einem Vortrag von Nigel Lester)
Der Einfluss der Angler
Interessant auch, wie selektiv Angler wirken.
Wenn bestimmte Individiuen einer Population besonders fangbar sind, bspw. weil sie mehr schwimmen und damit die Hakwahrscheinlichkeit höher ist, und weil häufig genau diese Individuen zu Beginn der Saison weggefangen werden, dann verbleiben zwar immer noch reichlich Fische, aber es wird kompliziert, die verbleibenden Fische zu fangen.
Denn diese verbleibenden Fische haben Verhaltenseigenschaften, die sie schwerer fangbar machen. Bei sehr hohen Entnahmeraten und über mehrere Generationen könnten sich dann allgemein schwerer fangbare Fischpopulationen entwickeln. Dazu werde ich morgen auch meine eigenen neueren Ergebnisse in einem Vortrag präsentieren.
(aus einem Vortrag von Josep Alós sowie meiner eigenen Forschung)
Wann sind Angler mit ihrem Angeltag zufrieden?
In der Regel ist diese Frage abhängig vom Fang. Klar, die Zufriedenheit steigt mit der Anzahl gefangener Fische und deren Größe.
Allerdings setzt ein Sättigungseffekt ein: der 10. Fisch verschafft weniger zusätzlichen Nutzen/Befriedigung als der 2. Fisch.
Auch gibt es Unterschiede zwischen spezialisierten und weniger spezialisierten Anglern. Der weniger spezialisierte zieht im Vergleich besonders hohen Nutzen aus dem Fang eines großen Fisches. Der Spezialist erfährt dieses Gefühl öfter.
Zudem gibt es Unterschiede zwischen den Fischarten. Weißfische, die während eines Gemeinschaftsangelns gefangen werden, können keinen Sättigungseffekt bewirken. Und die Größe spielt eine geringere Rolle als die Menge. Das ist ein Unterschied zu den meisten anderen Fisch – / Angelarten, wo die Größe ganz wesentlich ist.
(aus einem Vortrag von Robert Arlinghaus)
Fukushima – eine Katastrophe auch für den Fischkonsum!
Weiterhin gab es erste Berichte über den Einfluss der Fukushima-Katastrophe auf die Fischbestände. Katastrophal! Noch 200 km vom Reaktor entfernt werden die Fische für mindestens 30 Jahre nicht verzehrbar sein!
(aus einem Vortrag von Jun-Ichi Tsuboi)
Mehr in Bälde und beste Grüße aus Brasilien!