AVN-Artenschutzprojekt “Schlammpeitzger”
Gewitterfurzer, Piepaal, Pupsaal, Modderkreuper:
Der urige Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) hat nicht nur lustige volkstümliche Namen, er ist auch ein richtig spannender Fisch mit erstaunlichen Überlebensstrategien.
Was es mit seinem Namen auf sich hat und was den Schlammpeitzger zu einem derart einmaligen Spezialfisch macht, lesen Sie weiter unten.
Projektleiter: Dr. Matthias Emmrich (m.emmrich@av-nds.de)
Gewitterfurzer, Pupsaal – die Namen kommen natürlich nicht von ungefähr.
Ähnlich wie die asiatischen und afrikanischen Lungenfische können Schlammpeitzger Sauerstoff aus der Luft über den Darm aufnehmen.
In Zeiten von Sauerstoffmangel im Gewässer (Hochsommer / Gewitter) tauchen sie auf, schnappen Luft und verschwinden wieder in ihren durchweg trüben Heimatgewässern. Der Luftsauerstoff gelangt über die Darmschleimhaut in den Blutfluss, überschüssiges Kohlendioxid wird ausgeschieden – als Furz. Oder Pups. Oder Piep. So überstehen sie selbst ein mehrwöchiges Trockenfallen von Gewässern eingegraben im Schlamm.
Schlammpeitzger bewohnen selbst kleine Gräben in den Marschen und Niederungsgebieten. Auch in Altarmen, Tiefs, Kanälen und Auen waren sie früher weit verbreitet. Sie sind allerdings nur schlecht nachzuweisen, so dass ihre aktuelle Häufigkeit und Verbreitung nicht vollends geklärt ist.
Klar ist, dass auch die Bestände des Schlammpeitzgers stark rückläufig sind. Derzeit ist der bis zu 35cm lange Fisch Rote Liste 2 und FFH-Anhang 2 Art und damit geschützt.
Der AVN züchtet und vermehrt auf der Teichanlage in Poggenhagen diesen fantastischen Fisch.
In Ostfriesland führt der Bezirksfischereiverein Ostfriesland, der BVO die dort angeschobene Schlammpeitzger-Zucht in einer eigenen Teichanlage weiter. 2019 konnten erstmals 1.500 Tiere aus eigener Nachzucht rund um Emden besetzt werden.
Zukünftig will der AVN verschiedene Zuchtstämme aus dem Ems-, dem Weser- und dem Elbeeinzugsgebiet getrennt vermehren und Jungtiere zur Wiederansiedlung und Bestandsstützung zur anbieten.