Mehr als 5 km Schnur, 1.690 Gummiköder, über 400 Futterkörbe, fast 700 Bleigewichte und Jigköpfe in 100 ha Stausee gefunden. Klare Empfehlung für Verwendung von “green tackle”.
22. November 2022
Durch eine Absenkung des Wasserspiegels von über 6 m hat sich für ein Wissenschaftsteam der Technischen Universität München die seltene Gelegenheit ergeben, die Verschmutzung des Eixendorfer Stausees durch verlorenes Angel-Tackle wissenschaftlich zu untersuchen.
Der Wasserspiegel des im Mittel 100 ha großen Stausee wurde in den Jahren 2016 und 2021 abgesenkt, sodass verlorengegangenes Angel-Tackle aus den letzten fünf Jahren auf insgesamt 541.000 m2 Gewässerboden gesammelt werden konnte. An 27 Tagen wurde 7 Stunden pro Tag der trockengefallenen Seegrund von 18 Personen (im Mittel 7 Personen pro Tag) auf Angelutensilien untersucht.
Mehr als 5.400 Stücke Anglermüll gefunden
… mit einem Gesamtgewicht von 61,6 kg. Das entspricht einem Stück Anglermüll pro 100 m2 Gewässerboden. Insgesamt wurden fast 5,2 km Schnur gefunden, aufgeteilt auf monofile Schnur (3138 m), geflochtene Schnur (1724 m) und Stahlvorfach (334 m).
53,4 % des Mülls konnten dem aktiven Angeln (Spinnfischen) zugeordnet werden. Am häufigsten wurden Gummiköder gefunden (n = 1690), gefolgt von Futterkörben (n = 435), Bleigewichten (n = 413, ohne Jigköpfe), Haken (n = 433) und Jigköpfe (n = 247). Die Gummiköder befanden sich bereits in einem überwiegend stark abgebauten Zustand.
Mehr “green tackle” verwenden!
Das Team um Prof. Dr. Jürgen Geist kommt zu dem Schluss, dass von der Freizeitfischerei eine nicht unerhebliche Verschmutzung der Binnengewässern ausgehen kann. Sie empfehlen, die als problematisch erachteten Bleiprodukte durch Alternativen wie z.B. Stahl zu ersetzen.
Es wird zudem ausdrücklich empfohlen, Plastikköder (Gummifische) und insbesondere die immer noch vielfach verwendeten Weichmacher zu ersetzen. Zumal die chemische Zusammensetzung vieler Kunstköder gar nicht bekannt ist und ein nicht abzuschätzendes Risiko von ihnen ausgehen kann.
Es wird darauf hingewiesen, dass weniger umweltschädliche Angelprodukte („green tackle“) auf dem Markt aktuell noch deutlich unterrepräsentiert sind.
Wenn seitens der Anglerschaft die Nachfrage nach umweltverträglichem Tackle steige, würde auch der Druck auf die Angelindustrie erhöht, mehr nachhaltige und weniger umweltschädliche Produkte auf den Markt zu bringen.
Übriger Müll nicht untersucht
Die Autoren würdigen aber auch die Leistungen vieler, zumeist in Angelvereinen organisierter Angler für den Natur- und Umweltschutz.
Leider wurde in der Studie nicht untersucht, wie viel Müll im Gewässer gefunden wurde, der nicht eindeutig von Anglern stammte.
CATCH&CLEAN lautet deshalb unser Motto!
Wenn wir Angler mehr Müll während unserer Angeltrips aus der Natur entfernen, als wir hinterlassen, erreichen wir viel!
Zudem sollte das Bewusstsein für nachhaltiges, weniger umweltschädliches Tackle gestärkt werden.
Durch Änderungen im Kaufverhalten kann der Druck auf die Angelindustrie erhöht werden, weniger schädliche Produkte zu produzieren.
Die englischsprachige Originalstudie kann hier heruntergeladen werden.
Das Foto zeigt symbolisch Angelmüll, den wir bei Befischungen oder Fischbergungen eingesammelt haben.