Dieser Meterecht ist komplett blind – und das vermutlich schon eine ganze Weile. Und dazu gerade am Kopf und am Rücken dunkel bis schwarz gefärbt, wo sonst typisches Hechtgrün war.

Viele haben das sicher schon beobachtet: Fische können sehr schnell ihre Farbe ändern.
Etwa, wenn man sie aus einem schwarzen in einen weißen Behälter setzt. Diese schnellen Farbänderungen sind physiologischer Natur und beruhen auf einer synchronen Bewegung von Farbpigmenten in den Farbzellen (Chromatophoren).

Länger anhaltende, morphologische Farbänderungen basieren unter anderem auf Änderungen in der Häufigkeit verschiedener Farbzellen in der Haut. Dazu gehören Melanozyten, die den Farbstoff Melanin enthalten, und für die Dunkelfärbung (schwarz-braun) der Fische verantwortlich sind.

Vermutlich als Folge seiner Erblindung hat der Hecht überdurchschnittlich viele solcher Melanozyten produziert.
Man weiß, dass erblindete Goldfische zum Teil ihre charakteristische orange-rote Farbe verlieren und sich nach und nach wieder braun färben.

Das Bild wirft natürlich weitere Fragen auf:
Wie steht es um die Kondition dieses Top-Prädators, wenn er tatsächlich schon längere Zeit blind unterwegs ist?
Dazu Matthias Emmrich:
Der Fisch war in keiner guten Verfassung. Einerseits behindert ihn natürlich die Erblindung bei der Jagd, und obendrein beobachten wir nach diesem langen und heißen Sommer mit niedrigen Wasserständen und Sauerstoffwerten in vielen Gewässern Fische, die schlecht konditioniert sind.
Ob erblindete Fische weiterhin an der Fortpflanzung teilnehmen, dazu sind uns keine Studien bekannt.

Hier aber mal einige Quellen zum Thema “Blindfische”. Achtung: Früher wurde dazu mit recht barbarischen Methoden geforscht…

Leclercq, E., Taylor, J. F., & Migaud, H. (2010). Morphological skin colour changes in teleosts. Fish and Fisheries 11, 159–193.

Mayerhofer, F. (1909). Farbwechselversuche am Hechte (Esox lucius L.). Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen 28, 546–560.

Nilsson Sköld, H., Aspengren, S., & Wallin, M. (2013). Rapid color change in fish and amphibians–function, regulation, and emerging applications. Pigment cell & melanoma research 26, 29–38.

Rasquin, P. (1946). On the Reappearance of Melanophores in Blind Goldfish. Copeia 1946, 85–91.