18.09.2016

Vorsorge ist der beste Schutz

18. September 2016

Zeven – Mehr als 100 Angler, Mitarbeiter von Naturschutzbehörden, FIschzüchter, Naturfreunde und Verbändevertreter verfolgten die Vorträge von Experten in Sachen “Invasive Tier- und Pflanzenarten” auf der gestrigen Fachtagung der AFGN (Arbeitsgemeinschaft Fischarten – und Gewässerschutz Norddeutschland).

Als DER Spezialist für invasive Wasserpflanzen in Deutschland rief Dr. Andreas Hussner vom Institut für Botanik der Universität Düsseldorf gleich zu Beginn dazu auf, Angler sollten mehr als bisher an ihren Gewässern die Augen offen halten und invasive Arten unverzüglich melden. Nur im Anfangsstadium bestehe nämlich eine reelle Chance, die Schädlinge mit überschaubarem Zeit- und Kostenaufwand loszuwerden. Handarbeit sei oft das Mittel der Wahl bei der Bekämpfung. Mähboote hingegen brächten nur kurzfristig Erleichterung, und führten dazu, dass zahlreiche Pflanzenteile an neuen Stellen Bestände bilden oder gar beim Transport des Mähbootes an neue Gewässer verfrachtet würden.

Mittels anschaulicher Vebreitungskarten skizzierte Dr. Hans-Hermann Arzbach den Ausbreitungsstand nichtheimischer und invasiver Fischarten in Niedersachsen. Anschauliche Artporträts halfen den Teilnehmern sich die Schädlinge an den eigenen Gewässern noch einmal einzuprägen. Angelvereine, ihre Vorstände und Gewässerwarte, forderte Arzbach auf, sinnvolle und auf das Gewässer passende Besatzkonzepte zu entwickeln.

Dr. Svenja Gertzen ist nach ihrer sechsjährigen Freilandstudie an Schwarzmundgrundeln im Rhein bei Köln eine der führenden Wissenschaftlerinnen für die nichtheimischen Grundelarten in unseren Gewässern. Ein Ergebnis ihrer Forschungen: Anders als vielfach verlautbart, fressen Schwarzmundgrundeln offenbar nur äußerst selten Fischlaich. Trotzdem sind sie gerade für Jungtiere von Raubfischen wie Barsch und Zander eine echte Bedrohung durch unmittelbare Konkurrenz um Nahrung. Außerdem verdrängten sie heimische Kleinfischarten massive, wie z.B. Gründlinge, Hasel, Rotauge u.a.m.
Barsche ab 20 cm entpuppten sich als grandiose Grundeljäger, genuaso wie junge Quappen, weit mehr als der Zander. Die Invasin der Grundeln sei allerdings nicht mehr rückgängig zu machen. Räumlich begrenzte Erfolge könne man womöglich mit dem Zuschütten von Steinschüttungen erreichen. Gerade um die Bestände heimische Kleinfische zu fördern, sei vielmehr die Renaturierung und Anbindung von Altarmen und Auen die mit Abstand beste Maßnahme.

In zwei Kurzvorträgen stellten Dr. Matthias Emmrich und Thomas Klefoth (beide AVN) aktuelle Projekte des Anglerverband Niedersachsen e.V. im Zusammenhang mit invasiven Arten vor. Ein Augenmerk galt dem Status und der Dynamik der Grundelpopulation des Mittellandkanals. Auch die Gefahr der Hybridisierung der bedrohten heimischen Karausche mit dem Giebel wat Theman. Und natürlich das Wasserpest-Projekt “Schluss mit der Pest” des AVN.

Insgesamt richtig viel hervorragende und aktuelle Information für alle Teilnehmer. Und nicht zu vergessen, die Chance, mal wieder mit den Kumpels, die man lange nicht gesehen hatte, ausführlich zu fachsimpeln.

Der Anglerverband Niedersachsen e.V. wird auch die nächste AFGN Tagung ausrichten: Am 16.09.2017 dreht sich alles um den Aal!

2016 09 18 AFGN collage website

Fotos: F. Möllers / AVN