02.09.2015

Nachgehakt: Karpfenläuse   

Regelmäßig erreichen uns Anfragen von Angelvereinen zum Befall von Fischen mit Karpfenläusen.

Exemplarisch soll hier ein tot aufgefundener Karpfen mit starkem Befall herangezogen werden (das Exemplar wog gut 13 kg), um die grundsätzlichen Mechanismen des Befalls mit diesem Parasiten kurz zu erläutern.

karpfen collage

(Fotos: Mike Weber, Stellv. Jugendwart und Gewässerwart des ASV Horneburg)

Wie man deutlich am Bild rechts sehen kann, ist der Befall des Fisches mit Karpfenläusen erheblich, aber nicht zwingend letal (verantwortlich für das Sterben).
Wilhelm Schäperclaus beschreibt in seinem Standartwerk „Fischkrankheiten“ (5. Auflage 1990, ISBN 9783055001901) die Wirkung von Karpfenläusen zusammengefasst wie folgt:
Die Arguliden (Karpfenläuse) sind temporäre Berufsparasiten, die ihren Wirt nach dem Blutsaugen verlassen. Das Finden eines Wirtes erfolgt durch zufällige Begegnung. Karpfenläuse durchschneiden die Haut des Wirtes mit ihren Kiefern. Danach sticht er den Giftstachel in die Wunde und saugt mit seinem „Rüssel“ Blut. Bei Fischbrut wirken bereits einige wenige Parasiten schädlich.“

Der Befall größerer Fische kann aber durchaus massenhaft sein, ohne dass der Fisch stirbt.
So beschreibt ebenfalls Schäperclaus (1990): „Auf einer Schleie von 28 cm Länge und einer Masse von 252 g wurden z.B. 4.250 Stück Karpfenläuse festgestellt. Bei einer Befallsintensität von 20 Stück zeigten mehr als 4 cm lange Karauschen und 10 cm lange Hechte keine sichtbaren Schädigungen. Karpfen von 8 cm Länge starben bei einem Befall von 30 Stück Karpfenläuse. Neben Direktschädigungen durch Blutsaugen führt bereits mittlerer Befall zu starker Beunruhigung und verminderter Nahrungsaufnahme. Durch Dauerreizung verhinderte Winterruhe kann bei Karpfen verstärkte Abmagerung und Anfälligkeit gegenüber anderen Erkrankungen bewirken.“

Die Frage ist natürlich, wer war in diesem Fall zuerst da? Die Karpfenlaus, die zu einer Schwächung des Fisches und dann durch Folgeerkrankungen letztlich zum Tod führte, oder eine anders geartete Schwächung, die dann den Befall mit Karpfenläusen beförderte? Beides ist möglich.
Wie so oft bei Fischkrankheiten kann der Gewässerwart in Seen oder Flüssen im Gegensatz zum Fischzüchter in geschlossenen Anlagen oder Teichen kaum etwas gegen ausgebrochene Fischkrankheiten oder Parasiten unternehmen. Einfluss haben Gewässerbewirtschafter und Angler in begrenztem Umfang auf die Lebensraum- und Wasserqualität sowie durch die fischereiliche Bewirtschaftung auch auf den Ernährungszustand der Fische. Wenn beides optimiert wird, kann die Gesundheit der Fische gefördert werden. Sterblichkeiten von Fischen werden dadurch aber nicht ausgeschlossen!
Die natürliche jährliche Sterblichkeit beträgt bei vielen Fischarten durchaus 20% – 30% und mehr. Viele Fische sterben also einen natürlichen Tod.