18.09.2017
Experten informieren zum Aal in Nienburg
19. September 2017
Mehr als 130 Teilnehmer verfolgten mit Spannung die Vorträge von fünf Wissenschaftlern zur Situation des Aals in Niedersachsen und Europa.
Im Blattpavillon der DEULA in Nienburg eröffnete AVN-Präsident Werner Klasing die Veranstaltung und begrüßte die Teilnehmer und Referenten.
v.l.n.r.: Dr. Janek Simon, Simon Weltersbach, Dr. Klaus Wysujack, Florian Stein, Dr. Markus Dieckmann
alle Fotos: F. Möllers / AVN
Florian Stein, Mitglied der Sustainable Eel Group, begleitete ein Film-Team des ZDF auf den Spuren illegaler Glasaalhändler von Potsdam über Frankreich und Portugal bis nach Hongkong. Fahnder von Polizei und Zoll konnten Netzwerke in Spanien und Griechenland aufdecken, die mehrere Tonnen Glasaal auf dem Schwarzmarkt verkauft hatten. Wissenschaftler der Sustainable Eel Group gehen davon aus, dass seit Jahren bis zu 30 Tonnen der in Europa gefangenen 60 Tonnen trotz Exportverbot in Asien, insbesondere in China, verkauft werden – zu Preisen wie für Elfenbein. Steins Einschätzung nach wird es Jahrzehnte dauern und erheblicher Anstrengungen bedürfen, die Aalbestände in Europa wieder auf ein Niveau zu bringen, das nur annähernd dem vor einigen Jahrzehnten entspräche.
Hier der link zum Filmbeitrag: https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-glitschige-geschaefte—die-aalmafia-100.html
Dr. Klaus Wysujack vom Thünen Institut für Fischereiökologie in Hamburg berichtete anschließend von den Fortschritten bei der künstlichen Erbrütung und Aufzucht von Aalen unter Laborbedingungen. Japanischen Wissenschaftlern gelang es bereits, künstlich erbrütete Aale selbst wieder zur Fortpflanzung zu bringen. Dänische Forscher und die Teams von Wysujack und Lasse Marohn in Hamburg schafften es, die Larven gut drei Wochen am Leben zu erhalten. Problematisch bei der künstlichen Aufzucht sei unter anderem die hohe Gabe von Hormonen an die Elterntiere. Fazit: Bis zu einer wirtschaftlich erfolgreichen Vermehrung sei es noch ein sehr weiter Weg, so Wysujack. Beeindruckend die Bilder winziger Aallarven mit ihren umso größeren Fangzähnen.
Über die Fangmethoden und die wissenschaftlichen Begleituntersuchungen an Glasaalen im Delta der Loire und anderen französischen Flüssen berichtete Dr. Janek Simon. Schwierig sei die Altersbestimmung bei Aalen, erläuterte der Berliner. Seine eigenen Studien am IfB in Potsdam zum Wachstum von Aalen in verschiedenen Seen in Brandenburg ergaben, dass die Tiere je nach Nahrungsverfügbarkeit und Konkurrenz zu anderen Fischarten unterschiedlich schnell wuchsen. Vereine müssten vor dem Besatz mit Aalen also bestmöglich über diese Faktoren bescheid wissen und könnten Gewässer von vornherein ausschließen, die ein sehr langsames Wachstum erwarten ließen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen referierte Dr. Markus Dieckmann vom Dezernat für Binnenfischerei beim LAVES zur Situation des Aals in Niedersachsen. Das natürliche Aufkommen werde insbesondere an der Ems seit Jahren im Rahmen eines Monitoring erfasst, schwanke aber sehr stark. Dieckmann empfahl einen Misch-Besatz mit Farm- und Glasaalen, da letztere nach seinen Berechnungen genauso gute Überlebenschancen hätten wie vorgestreckte Tiere und bei gleichem finanziellen Aufwand in erheblich größeren Stückzahlen besetzt werden könnten.
Anschließend stellte Simon Weltersbach vom Thünen Institut für Ostseefischerei seine Untersuchungen zur Wahl eines möglichst schonenden Hakentyps für den Aal dar. Unterstützt von mehreren AVN-Vereinen hatte er drei Hakentypen fischen lassen und anhand der Fangmeldungen die Größe der Aale, die Haktiefe und den Angelaufwand erfasst. Seine Empfehlung: Große oder Circle(Kreis)haken verwenden. Sie bringen im Schnitt mehr verwertbare Fische und schonen untermaßige bestmöglich.
Unser Dank gilt nicht nur den fünf Referenten dieser AFGN-Tagung, sondern auch denen der Jahre 2015 und 2016. Das war hochaktuelle Forschung verständlich und spannend vermittelt und mit wertvollem Praxisbezug – vielen Dank für die tollen Vorträge!
Fast 400 interessierte und diskussionsfreudige Teilnehmer haben die Tagungen der letzten Jahre allerdings erst zu einem Erfolg werden lassen. Deshalb ein besonderes Dankeschön an alle AnglerInnen und Naturinteressierte, die der Einladung der AFGN gefolgt sind! Sie waren ein klasse Publikum!
2018 übernimmt der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. die Fortführung der Tagung. Darüber werden wir hier und auf facebook rechtzeitig informieren.