03.11.2015
Wasserkraftanlagen beeinflussen ganze Fischpopulationen
3. November 2015
Eine Schweizer Studie, kürzlich veröffentlicht im Fachmagazin Evolutionary Applications untersuchte den Einfluss von Wasserkraftanlagen auf die genetische Struktur von Fischpopulationen in Flachlandflüssen im Oberrheineinzugsgebiet.
Foto: Th. Klefoth / LSFV – starker Döbel aus dem Steinhuder Meerbach
Als Modellorganismus wurde der Döbel gewählt, der zu seinen Laichgründen Wanderungen von bis zu 25 km zurücklegt. Da die Art aus fischereilicher Sicht vergleichsweise uninteressant ist und der Döbel sehr individuenreiche Populationen im Oberrheinsystem ausbildet, wurde er in der Vergangenheit nicht besetzt, sodass die genetische Struktur der untersuchten Populationen als unverfälscht angesehen werden kann.
Die untersuchten Flussabschnitte in der Schweiz sind durch 37 Wasserkraftwerke, zwei Wehre sowie der natürlichen Barriere, dem Rheinfall, fragmentiert. 89 % der Querverbauungen sind mit Fischwanderhilfen ausgestattet, auch wenn die Bauwerke im Schnitt 77 Jahre alt sind.
Die Autoren konnten einen signifikanten Einfluss der Querbauwerke auf die genetische Variabilität der Döbelpopulationen nachweisen, insbesondere zwischen den Flussbereichen, die durch nichtpassierbare Wanderhindernisse getrennt waren. So findet eine zunehmende genetische Verarmung in den Oberläufen der Gewässer statt. Aber selbst die Querbauwerke mit Fischwanderhilfen beeinflussen nachweislich die genetische Struktur der Döbelpopulationen, obwohl der Döbel die einzige Fischart im Untersuchungsgebiet war, die in allen Fischwanderhilfen nachgewiesen wurde und somit vergleichsweise gut zwischen den getrennten Flussabschnitten wandert.
Die Autoren folgern, dass der Einfluss von Querverbauungen auf die genetische Struktur anderer Fischarten, die weit weniger mobil sind als der Döbel, viel stärker ausgeprägt sein muss. Die Studie verdeutlicht einmal mehr wie immens wichtig funktionierende Fischauf- und Fischabstiegshilfen an ALLEN Querverbauungen für ALLE Fischarten sind.
(Matthias Emmrich / LSFV hat die Ergebnisse der Studie für Sie zusammengefasst)