Warum macht es Sinn, neben den Fängen auch Angeltage zu erfassen?

Letztes mal geändert: 10. Dezember 2025

Für gute Hegeentscheidungen – also z. B. Besatz, Entnahmebeschränkungen, Entnahmemaße (z. B. das Entnahmefenster) oder die Einschätzung zur Entwicklung des aktuellen Fischbestandes – reicht es leider nicht, nur die Anzahl der gefangenen oder entnommenen Fische zu kennen.

Traditionelle Fangstatistiken erfassen in der Regel nur die rein entnommenen Fische. Viele, besonders wichtige Informationen zur Beanglung und auch den Fischbestand fehlen dort jedoch:

  • Untermaßige / übermaßige oder zurückgesetzte Fische,
  • während der Schonzeit gefangene Fische,
  • Fänge von Anglerinnen und Anglern, die ihre Fangmeldungen nicht abgeben,
  • sowie der anglerische Aufwand – also wie viel überhaupt geangelt wurde.

Wenn man nur die absoluten Fänge (also nur die, am Ende des Jahres entnommenen Fische) betrachtet, kann man nicht sicher sagen, warum die Fänge entweder steigen oder fallen.

Ein Rückgang bei den Fängen kann z. B. bedeuten:

  • es waren weniger Anglerinnen und Angler am Wasser,
  • es wurden mehr Fische zurückgesetzt,
  • es wurden weniger Erlaubnisscheine zurück gegeben,
  • oder es gibt tatsächlich weniger Fische (z. B. weil sich eine Fischart schlechter vermehrt hat oder zu viele Fische bestimmter Größen entnommen wurden).

Ohne den anglerischen Aufwand zu kennen, kann der Bewirtschafter (der Verein oder der Verband) die Ursachen unterscheiden.

Wird jedoch zur Fangmenge auch zusätzlich der anglerischen Fischereiaufwand erfasst (z. B. der Angeltage), kann man einen sogenannten Einheitsfang berechnen:

Also: Wie viele Fische wurden pro Angeltag gefangen?

Dieser anglerische Einheitsfang ist ein sehr zuverlässiges Maß für die Entwicklung der Fischbestände, und wird auch im fischereiwissenschaftlichen Kontext zur Bewertung von Fischbeständen verwendet. Wenn die Fischbestände wachsen, steigt der Einheitsfang – wenn die Fischbestände abnehmen, sinkt auch der Einheitsfang.

Darum ist es für Vereine und Verbände so wichtig, Fänge und Angeltage gemeinsam zu dokumentieren.

 

Warum Einheitsfänge sinnvoll sind, lässt sich gut anhand der Corona Zeit nachvollziehen:

Während der Corona-Zeit stiegen in vielen Vereinen und auch beim Anglerverband die absoluten Fangmengen deutlich an. Es sah auf den ersten Blick so aus, als wären die Bestände gewachsen (weil die Anglerinnen und Angler deutlich mehr entnommene Fische meldeten).

In Wirklichkeit aber:

  • hatten viel mehr Menschen Zeit zum Angeln,
  • wurden häufig deutlich mehr Erlaubnisscheine verkauft,
  • wurde dadurch deutlich mehr Angelzeit am Wasser verbracht, der Angeldruck war also deutlich höher.

Wenn 30 % mehr Angler am Wasser sind, steigen auch die Fänge – selbst wenn die Fischbestände überhaupt nicht zunehmen.

Erst durch die Berechnung des Einheitsfangs (Fang pro Angeltag) kann man erkennen, ob tatsächlich mehr Fische im Gewässer sind – oder ob einfach mehr geangelt wurde.

 

Quellen und weiterführende Literatur:

Arlinghaus, R., E.-M. Cyrus, E. Eschbach, M. Fujitani, D. Hühn, F. Johnston, T. Pagel, & C. Riepe, 2014. Hand in Hand für nachhaltigen Fischbesatz. Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin. – hier zum Herunterladen

Arlinghaus, R., R. Müller, T. Rapp, & C. Wolter, 2017. Nachhaltiges Management von Angelgewässern: Ein Praxisleitfaden. Berlin. – hier zum Herunterladen

Arlinghaus, R., T. Pagel, D. Hühn, & T. Rapp, 2016. Einheitsfanganalysen als praxisnahes Hilfsmittel zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung in Binnengewässern. Fischerei & Fischmarkt in M-V 2: 30–41. – hier

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