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Wolgazander

Alle mal mitforschen!

Der Wolgazander (Sander volgensis) ist hierzulande gebietsfremd. In Niedersachsen wurde die Fischart erstmals im Jahr 2010 im Mittellandkanal bei Braunschweig entdeckt. Innerhalb von weniger als 15 Jahren hat sich der Wolgazander in Norddeutschland stark ausgebreitet. Der AVN erforscht die gebietsfremde Art mithilfe von Angler-Fangmeldungen. Ziel ist es, mehr über die Verbreitungsgeschichte und ökologische Wechselwirkungen herauszufinden.

Neuankömmling auf
dem Vormarsch

Ursprünglich war der Wolgazander ausschließlich im Einzugsgebiet von Wolga, Ural und Donau beheimatet. In Niedersachsen hat er sich mittlerweile aber im gesamten Mittellandkanal und seinen Stichkanälen etabliert. Darüber hinaus kommt er im Elbe-Seitenkanal, in der Elbe und Unterweser vor. Weitere Nachweise liegen für Sachsen-Anhalt (Mittellandkanal, Abstiegskanal Rothensee, Elbe-Havel Kanal, Elbe, Saale), Schleswig-Holstein (Elbe), Hamburg (Elbe), Bremen (Weser) und Nordrhein-Westfalen (Mittellandkanal, Dortmund-Ems-Kanal) vor. Immer mehr Nachweise kommen hinzu. Er sieht dem heimischen Zander auf den ersten Blick ähnlich, doch gibt es deutliche Unterschiede.

Zwei sichere Bestimmungsmerkmale: Dem Wolgazander (jeweils rechts auf den Bild) fehlen die Hundszähne und er hat im Vergleich zum Zander (jeweils links auf dem Bild) ein ausgeprägteres Streifenmuster © Matthias Emmrich (AVN)

Ein sicheres Bestimmungsmerkmale: Dem Wolgazander (rechts) fehlen die Hundszähne. Beim Zander (links) sind die langen Eckzähne deutlich erkennbar.  © Matthias Emmrich (AVN)

Wolgazander oder Zander?
So unterscheidest Du die Arten

Die ursprünglich ausschließlich im Einzugsgebiet von Wolga, Ural und Donau beheimatete Art unterscheidet sich vom gewöhnlichen Zander durch die fehlenden „Hundszähne“ (das sind lange Eckzähne im Ober- und Unterkiefer) und durch das markant ausgeprägte Streifenmuster an den Körperseiten. Zumeist sind es sieben Streifen, die bis zum Bauchansatz ragen. Im Vergleich zum Zander reicht die Maulspalte beim Wolgazander maximal bis zur Augenmitte, und die erste Rückenflosse ist stets höher als die zweite. Die Kiemendeckel des Wolgazanders sind beschuppt und er besitzt mit 66 bis 72 Schuppen entlang der Seitenlinie weniger als der Zander (75-100 Schuppen).

Ein weiterer Unterschied: Der Wolgazander (oben) hat im Vergleich zum Zander (unten) ein ausgeprägteres Streifenmuster © Matthias Emmrich (AVN)

Ähnlich aber nicht gleich: Flussbarsch (oben), Wolgazander (mitte) und Zander (unten). © Matthias Emmrich (AVN)

Kumpel oder Konkurrent?

Der Neuankömmling wirft mit seiner Ankunft einige Fragen auf: Wie weit hat er sich bereits ausgebreitet? Wie schnell wächst er? Was sind die zu erwartenden Maximalgrößen? Was frisst er? Steht er in Konkurrenz zum Zander und anderen heimischen Arten? Gibt es bei uns Kreuzungen zwischen Zander und Wolgazander? Aus der osteuropäischen Aquakultur ist nämlich bekannt, dass Zander und Wolgazander hybridisieren können und dabei auch vermehrungsfähige Nachkommen bilden. Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet, wo Wolgazander und Zander immer gemeinsam vorkommen, sind Kreuzungsereignisse jedoch äußerst selten. Es ist auch noch nicht ganz klar, an welchen Merkmalen man Hybride am besten erkennen kann. Als sicheres Bestimmungsmerkmal können die Schuppen entlang der Seitenlinie herangezogen werden. Die Anzahl liegt bei den Hybriden mit 73 bis 81 Schuppen zwischen Wolgazander und Zander.

Wie kam der Wolgazander
nach Niedersachsen?

Eine weitere Frage ist, wie der Wolgazander in unsere Gewässer kam. Dieses Rätsel ist nicht abschließend geklärt. Während viele Neozoen durch den Schiffsverkehr hierher gelangten, wird vermutet, dass dieser Neuankömmling durch Fischbesatz nach Niedersachsen gelangte. Nicht selten sind gehandelte Besatzzander Wildfänge aus freien Gewässern. Es ist also durchaus möglich, dass bei Zanderfängen aus der Donau oder dem Plattensee in Ungarn auch Wolgazander dabei waren, die dann in den Mittellandkanal gesetzt wurden. Genetische Analysen können über die Herkunft der Wolgazander Aufschluss geben.

So hilft der AVN

Der AVN will die Wissenslücken zum Wolgazander Mithilfe von Anglerinnen und Anglern schließen. Dafür haben wir ein Bürgerwissenschaften-Projekt ins Leben gerufen. So kannst Du Dich beteiligen:

Mitmachen

Melde uns Deine Fänge gebietsfremder Arten! Nutze dafür am besten unsere kostenlose „Alienspotter-App“. Hier kannst Du ganz bequem über Dein Smartphone melden, wenn Du einen Wolgazander oder andere Exoten – wie Wollhandkrabbe, Schwarzmundgrundel oder Sonnenbarsch – gefangen hast. Du kannst uns deine Fänge aber auch per E-Mail (m.emmrich@av-nds.de) übermitteln oder Du verlinkst uns auf deinen Fangfotos bei Instagram oder Facebook (@anglerverbandniedersachsen).

Übrigens: Auch nach offiziellem Projektende bleiben wir am Ball, um die Verbreitung von Neuankömmlingen in unseren Gewässern zu beobachten. Von vielen Vorkommen wissen wir erst, seitdem die App im Jahr 2021 an den Start gegangen ist. Mitmachen bringt also auf jeden Fall etwas!

Förderer

Das AVN-Projekt „Wissen am Haken – Sensibilisierung der Angler für aquatische Neozoen am Beispiel des Wolgazanders (Sander volgensis) im niedersächsischen Kanalsystem“ wird von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert (Projektkennzeichen 200524 G).

Laufzeit
2020-2024

Kontakt

Dr. Matthias Emmrich
Brüsseler Str. 4
30539 Hannover
0511 357266-22
m.emmrich@av-nds.de

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