
Kleinteilige Fischereirechte, spezielle Pachtverhältnisse und zum Teil strenge Schutzgebiets- und Nutzungsauflagen stellen Angelvereine und Fischereiaufseher im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue häufig vor Probleme.
Gastangler fragen sich, wo sie Erlaubnisscheine kaufen können und für welchen Bereich der Elbe diese gelten? Was ist mit den zahlreichen Nebengewässern wie Bracks, Kuhlen und Altarmen? Wieso gibt es auf einer Elbestrecke unterschiedliche Schonmaße und Schonzeiten für die gleiche Fischart? Wie und wo komme ich überhaupt ans Wasser?
Digitales Fischereimanagement für Vereine
Vertreter aus fünf AVN-Vereinen und von einem Verein des LAV Mecklenburg-Vorpommern, sowie Bürgermeister Andreas Gehrke und Mitarbeiter der Gemeinde Amt Neuhaus an der Elbe, folgten der Einladung des AVN zu einer gleichnamigen Info-Veranstaltung am 12. Juli.
Dass es mittlerweile Software-Lösungen gibt, die bei solchen Schwierigkeiten wie oben geschildert eine wichtige Hilfe nicht nur für Angelvereine und Fischereiaufseher sein können, stellte Wolfram Scheuermann von der Firma hejfish in Tripkau den Vereinen vor.
Ehrenämtler digital unterstützen
In vielen AVN-Vereinen werden Verwaltungsvorgänge wie die Kartenausgabe (auch die an Vereinsmitglieder) oder die Rückmeldung von Fängen nach wie vor mühselig und mit viel Zeitaufwand „von Hand“ erledigt. Eine Aufgabe, für deren Abwicklung es immer schwerer wird, ehrenamtliche Unterstützung im Verein zu finden.
Ein digitales System dagegen ist nicht nur für Vereine und Gastangler extrem attraktiv, weil Karten rund um die Uhr online gekauft werden können, aktuelle Karten mit Schonbezirken und Zuwegungen zur Verfügung stehen, genauso wie die jeweils geltenden Bestimmungen und Gewässerordnungen und weil etwa Fänge unmittelbar gemeldet werden können.
Von einer App-Lösung profitieren auch die Tourismus-Büros in den Gemeinden oder Landkreisen, weil sie interessierten Anglern quasi in Echtzeit zur Angelerlaubnis für ein gewünschtes Gewässer verhelfen können – und zwar ohne den sonst üblichen Verwaltungsaufwand.
Mehrere tausend Gewässer in Deutschland und Österreich seien laut Wolfram Scheuermann über das System online rund um die Uhr für Gastangler erreichbar.
Die leidige Fangmeldung
Der Kölner, selbst Vorsitzender eines Angelvereins, berichtete, dass in den Vereinen, die das hejfish System nutzen, 60 -80 % Rückmeldequote bei den Fangmeldungen erreicht würden – der wichtigsten Datengrundlage für ein dem Gewässer angepasstes Fischereimanagement. Registrierte Nutzer bei hejfish könnten nämlich nur dann eine neue Gastkarte erwerben, wenn sie ihre Fänge ordnungsgemäß online gemeldet hätten.
Ein Zurücksenden der klassischen Fangmeldung nach dem Angeltag oder gar erst am Jahresende, per Postkarte oder Brief, sei mit zusätzlichen Kosten und Aufwand für den Angler verbunden und werde schon deshalb oftmals „vergessen“.
Vernetzung der Fischereiaufsicht
Daneben bieten moderne digitale Erfassungs- und Kartenausgabesysteme weitere Vorteile, was die Kontrolle der Einhaltung etwa der gültigen Gewässerordnung und anderer fischereilicher Bestimmungen angeht. Fischereiaufseher können sich darüber hinaus mithilfe der Kontrolleur App von hejfish einfach untereinander vernetzen, der Verein hat die Kontrollen immer im Blick, und die Sanktionierung und Nachvollziehbarkeit von Verstößen gegen Naturschutz- oder Tierschutzauflagen wird erheblich vereinfacht.
Andreas Maday, Fischereibiologe beim AVN, demonstrierte anschließend Praxisbeispiele aus der Arbeit mit der Software. Etwa bei der Steuerung des Angeldrucks in sensiblen Bereichen durch lokale oder zeitliche begrenzte Sperren (Thema „Zanderschonzeit“), die sich über die Software simpel regeln lassen. Oder bei der Koordination der Fischereiaufsicht an größeren AVN-Verbandsgewässern wie dem Steinhuder Meer, dem Elbe-Seitenkanal oder dem Hadelner Kanal.
Zusammenarbeit mit den Angelvereinen im Schutzgebiet
Die Vorträge wurden begleitet durch zahlreiche Fragen und eine angeregte Diskussion, die bei einer Spezialveranstaltung für alle Vereine der Region 8 vertieft werden soll. Holger Belz vom Archezentrum Amt Neuhaus kündigte außerdem an, dass es eine Dialogveranstaltung mit den Angelvereinen im Herbst geben solle, um sich über aktuelle und wiederkehrende Probleme und mögliche Lösungen für die Gestaltung der Freizeitangelei im Biosphärenreservat auszutauschen.