
Wie Badewannen liegen sechs ungenutzte, ehemalige Fisch- und Holzlagerteiche am Bruchbach im Landkreis Celle. Steile Ufer und ein nahezu sauerstofffreies Wasser zeigen deutlich: Diese Gewässer sind keine guten Lebensräume. Sie bieten aber jede Menge Potenzial. Der Lebensraumaufwertung nimmt sich künftig die Ökologische Station Südheide (ÖSH) gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Celle an. Bei einer Bestandsaufnahme, bei der auch der AVN unterstützte, zeigte sich nun eine Überraschung: Die Teiche sind nicht komplett tot. Es wurden dort sogar stark gefährdete Europäische Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) gefunden! Auf diese Rote-Liste-Art kann nun bei den Naturschutzmaßnahmen Rücksicht genommen werden.
Saubere Arbeit!
Dieses Projekt zeigt mal wieder, wie wichtig eine gründliche Voraberhebung bei Naturschutzaktionen sein kann. Eigentlich sollten die Teiche am Bruchbach für Amphibien und Libellen aufgewertet werden. Das sollen sie auch weiterhin. Aber bei einer Erhebung des bestehenden Amphibienbestands hatte das ÖSH-Team Schlammpeitzger in den Molchreusen entdeckt. Diese gelten als stark gefährdet (Rote Liste 2) und sind sogar als prioritäre Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie gelistet. Eine Probebefischung des AVN am 26. Juni 2025 brachte Gewissheit: In drei der Teiche kamen Schlammpeitzger vor.
Wie kann das sein?
Diese besonderen Fische sind Überlebenskünstler, die unter sauerstoffarmen Bedingungen Sauerstoff aus der Luft schlucken und in ihrem Darm veratmen können. Das dabei verursachte Geräusch brachte den schlauchförmigen Unterwasserbewohnern auch schon den wenig charmanten Namen „Furzgrundel“ ein. Eigentlich sind die Tiere auf überflutete Auenlandschaften als Lebensraum angewiesen. Da diese rar sind, suchen sie nun Zuflucht in Gräben und Tümpeln, die mitunter für anspruchsvollere Fische unbesiedelbar sind. In diesem Fall entdeckte das AVN-Team allerdings auch noch andere Flossenträger: Dreistachlige und Neunstachlige Stichlinge gingen vielfach in den Kescher, Hechte und invasive Sonnenbarsche kamen vereinzelt vor.
Was sind die Konsequenzen?
Wenn künftig die Ufer zur Lebensraumaufwertung abgeflacht werden, wird darauf geachtet, dass die Schlammpeitzger dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. So werden die Teiche am Bruchbach künftig nicht nur ein Eldorado für Libellen und Amphibien, sondern bleiben auch ein Zuhause für heimische Schlammpeitzger.