Skip to main content

Welse haben keine großen Zähne und sind fürsorgliche Fischväter

By 11. Juli 2025Juli 14th, 2025Fische, News

Eigentlich sind wir keine Fans davon mitzumachen, wenn in Zeiten des Sommerlochs irgendeine Sau durchs Dorf getrieben wird. Aber in diesem Fall ist die Sau ein Fisch. Und damit finden wir es wichtig, ein bisschen Sachlichkeit und Fachkenntnis in die mediale Aufregung um den Wels vom Brombachsee zu bringen. Der NDR hatte unseren AVN-Mitarbeiter Florian Möllers in dieser Woche zu seinen Einschätzungen befragt. Das Interview vom 09.07.2025 haben wir euch in diesem Beitrag verlinkt – ebenso unseren Flyer zum geheimnisvollen Riesen. Zusätzlich wollen wir euch noch ein paar spannende Fakten zu den heimischen Giganten mit auf den Weg geben.

Welse haben keine scharfen Zähne

So beeindruckend groß das Maul des Welses ist:  Mit seinen schmirgelpapierähnlichen Zähnchen kann er keinen Eindruck schinden. Diese sind eher klein, nach innen gerichtet und borstenähnlich. Bürstenzähne werden sie darum auch genannt. Sie sitzen im vorderen Maul und auf der Zunge und dienen dazu, eingesaugte Beute festzuhalten.

Welse sind fürsorgliche Fischväter

Das Männchen bewacht das Gelege und schützt es so vor Fressfeinden. Zusätzlich fächelt es mit seinen Flossen Wasser zu den Eiern sowie den geschlüpften Larven und versorgt diese so mit Sauerstoff.

Welse haben beeindruckende Sinnesorgane

Warum hat der Wels so kleine Augen? Weil er im Trüben und in der Dunkelheit auf andere perfekt ausgebildete Sinnesorgane setzt: Er kann hören, riechen, schmecken und hat dabei sogar Rezeptoren für süß, sauer, salzig und bitter. In seinen langen Barteln hat er feine Elektrorezeptoren: Damit kann er sogar Beutetiere im Schlamm erspüren.

Wels ist nicht gleich Wels

Der heimische Wels (wissenschaftlich: Silurus glanis) kann bis zu 3 Meter lang werden, deutlich über 100 Kilogramm wiegen und bis zu 80 Jahre alt werden. Er ist eine wäremliebende Art und in Niedersachsen nicht gefährdet. Gemeinsam mit Hecht, Zander, Barsch und Co gehört er zu den heimischen Raubfischen und somit auch in unsere Gewässer. Es gibt aber auch nicht heimische Welse in unseren Gewässern: Zwergwelse (wissenschaftlich Ameiurus sp.) – auch Katzenwelse genannt. Diese Arten sind invasiv und dürfen nicht in Gewässer ausgesetzt werden und sollten von Anglern entnommen und sinnvoll verwertet werden.

Ist der Wels eine Bedrohung für unsere Fischbestände?

Jein: Als Profiteur des Klimawandels ist der Wels mittlerweile in vielen Gewässern präsent. Der Mythos vom nimmersatten Riesenräuber stimmt zwar nicht, aber dennoch können große Welspopulationen tatsächlich zu einem Problem werden. Insbesondere in vom Menschen stark veränderten Ökosystemen. Der extrem anpassungsfähige Räuber versteht es wie kein anderer Raubfisch sich flexibel an unterschiedliche Beuteverfügbarkeiten anzupassen. Egal ob Muscheln, Krebse, Vögel, Säugetiere und natürlich auch Fische – alles steht auf seinem Speiseplan. Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass Welse zu einer ernsten Gefahr für Langdistanzwanderarten wie Lachs, Meerforelle und Neunaugen werden können. In Zeiten der Wanderungen schwimmen Welse beispielsweise gezielt in die Umgehungsgerinne/Fischtreppen von Stauwehren großer Flüsse, wo sie die Wanderfische effizient erbeuten können. Wir Angler können angesichts der guten Bestände Welse problemlos entnehmen. Und sie schmecken verdammt lecker!

Fazit

Abschließend lässt sich also festhalten, dass Welse keine gefährlichen Unterwassermonster sind. Es sind heimische Fische, die in der Regel unbemerkt mit uns ko-existieren. Der Fall am Brombachsee – bei dem Medienberichten zufolge am 20. Juni und folgenden Tagen Badegäste durch einen Waller attackiert wurden – legt den Schluss nahe, dass hier ein Männchen seine Brut verteidigt hat. Die Begegnung war sicherlich erschreckend aber nicht lebensbedrohlich.