
Die „Schwarze Liste“ invasiver Arten in der EU, die Unionsliste, wurde im Juli von der Kommission aktualisiert und erweitert (Durchführungsverordnung (EU) 2025/1422) und erlangt in diesen Tagen Gültigkeit.
Auf der website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) heißt es:
“Die Unionsliste schafft eine Grundlage für konkretes Handeln.
Die auf der Unionsliste geführten Arten dürfen nicht vorsätzlich
- in das Gebiet der EU verbracht werden,
- gehalten, gezüchtet, gehandelt, verwendet, getauscht, zur Fortpflanzung gebracht und in die Umwelt freigesetzt werden.”
Neue Bösewichte auf der Liste sind z. B. der Australische Flusskrebs (Cherax destructor), der Kalikokrebs (Faxonius immunis), aber auch die Asiatischen Schlammpeitzger Misgurnus anguillicaudatus und Misgurnus bipartitus.
In vielen Gewässern hat sich der Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva) längst etabliert. Er steht seit 2016 auf der Unionsliste. Meist ist er durch Mischbesatz bei Fischbesatzmaßnahmen in die Gewässer gelangt oder aus Teichwirtschaften entwichen. Der Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) gilt seit 2019 als invasiv in der EU. Die Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) ärgert Angler an der Elbe oder den Schifffahrtskanälen. Auch sie steht auf der Unionsliste.
An der Örtze versuchen AVN-Vereine die massenhafte Vermehrung und weitere Ausbreitung des Signalkrebses (Pacifastacus leniusculus) zu verhindern. Ja, auch der steht auf der Unionsliste.
Aus dem Bereich der unteren Ems berichteten uns Mitarbeiter der Fischereibiologischen Station Hase-Ems, dass sie bei Elektrofischen fast ausschließlich Asiatische Schlammpeitzger fangen – nicht die heimische Rote Liste 2 Art Misgurnus fossilis.
Wie der Sonnenbarsch gehören die beiden Schlammpeitzger oder exotisch aussehende Großkrebse und Wasserpflanzen zu Arten, die gerne in Aquarien gehalten und vermehrt, irgendwann aber doch „sanft entsorgt“ wurden. Sprich, die Besitzer entließen sie in ein nahegelegenes Gewässer, meist ohne zu wissen, welchen Schaden sie dort anrichten können.
Auf der AVN-website findet ihr spannende Fakten zu etlichen Neobiota, also nicht-heimischen Arten, die sich in unseren Gewässern in den vergangenen Jahrzehnten ausgebreitet haben.
Anglerinnen und Angler und Gewässerpächter- bzw. Eigentümer sollten die „üblichen Verdächtigen“ auf der Liste unbedingt kennen und ihre Gewässerordnungen je nach Vorkommen anpassen oder aktualisieren und ihre Mitglieder sensibilisieren, um die heimische Artenvielfalt zu schützen.
Nicht alle nicht-heimischen Arten sind als „invasiv“, also mit hohem Schadpotenzial für heimische Arten einzustufen; etwa der Wolgazander (Sander volgensis). Für die Kandidaten auf der Unionsliste gilt: Sie sind invasiv, schädigen also die heimische Artenvielfalt oder könnten sie schädigen, wurden bislang im Gebiet eines Mitgliedsstaates aber noch nicht nachgewiesen. Ein Beispiel für Deutschland: der Argus-Schlangenkopffisch (Channa argus), Anglern als der Northern Snakehead bekannt. Er tauchte 1956 erstmals in der Slowakei in freien Gewässern auf.
Wir können die Ausbreitung der allermeisten nicht-heimischen Arten schon lange nicht mehr rückgängig machen. Aber sie zu kennen und ihren Einfluss auf unsere heimische Artenvielfalt abschätzen zu können, ist von enormer Wichtigkeit.
Also, Augen auf am Wasser und bitte unterstützt uns in eurem eigenen Interesse mit Meldungen zu nicht-heimischen Fisch- und Krebsarten!
Hier eine Auswahl von Arten der Unionsliste in und an Gewässern:
PFLANZEN
Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii)
Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Großer Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides)
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Wechselblatt-Wasserpest (Lagarosiphon major)
Großblütiges Heusenkraut (Ludwigia grandiflora)
Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum)
Verschiedenblättriges Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum)
WIRBELLOSE TIERE
Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis)
Kamberkrebs (Orconectes limosus)
Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)
Marmorkrebs (Procambarus fallax f. virginalis)
Australischer Flusskrebs (Cherax destructor)
Kalikokrebs (Faxonius immunis)
WIRBELTIERE (Auswahl)
Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)
Nutria (Myocastor coypus)
Bisam (Ondatra zibethicus)
Waschbär (Procyon lotor)
Pseudorasbora parva (Blaubandbärbling)
Schwarzer Katzenwels (Ameiurus melas)
Ost-Asiatischer Schlammpeitzger (Misgurnus anguillicaudatus)
Großblütiges Heusenkraut (Ludwigia grandiflora)
© Florian Möllers