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Aliens im Fokus – Gebietsfremde Arten in Niedersachsen erkennen:

Schwarzmundgrundel
(Neogobius melanostomus)

gebietsfremd

Merkmale & Aussehen

Die Schwarzmundgrundel ist die häufigste nicht heimische Grundelart in unseren Gewässern. Sie wird über 20 cm groß, bleibt jedoch insbesondere bei hohen Bestandsdichten zumeist deutlich kleiner. Sie ist leicht an den verwachsenen Bauchflossen und dem schwarzen Fleck auf der ersten Rückenflosse zu erkennen, der jedoch nicht immer vorhanden sein muss (Roß et al. 2016, Abb. 1).

Abb. 1: Schwarzmundgrundel. Der charakteristische schwarze Fleck auf der ersten Rückenflosse (oben rechts) kann mitunter fehlen (unten rechts).
© M. Emmrich, F. Möllers/ AVN

Herkunftsgebiet & Ausbreitung

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Schwarzmundgrundel liegt in der ponto-kaspischen Region (zwischen Kaspischen und Schwarzem Meer). Dort besiedelt sie Brackwasserregionen und die Unterläufe größerer Flüsse (Kottelat & Freyhof 2007). Über das Ballastwasser der Frachtschiffe ist die Art nach Deutschland gekommen, wo sie sich innerhalb weniger Jahre stark ausgebreitet hat. In Niedersachsen wurde die Schwarzmundgrundel erstmalig 2012 im Mittellandkanal nachgewiesen (Klefoth 2012) und hat bereits alle schiffbaren Wasserstraßen besiedelt.

Lebensweise

Die Schwarzmundgrundel ist von allen nicht heimischen Grundeln die konkurrenzstärkste Art. Sie ernährt sich bevorzugt von Insektenlarven, Kleinkrebsen, Muscheln und Schnecken. Mit ihrem starken Schlundzähnen ist sie in der Lage effizient die invasiven Dreikantmuscheln (Dreissena sp.) zu fressen (Gheodttie et al. 1995), wodurch sie in Gewässern mit Dreikantmuschelbeständen anfänglich ein kaum limitiertes Nahrungsangebot vorfindet, was ihre Ausbreitung begünstigt. Sie profitiert insbesondere von den Blocksteinschüttungen in stark ausgebauten Gewässern. Während der Laichzeit (April bis August) legen die Weibchen mehrfach ihre Eier in Höhlen z.B. an der Unterseite von Steinen ab, wo sie vom Männchen bis zum Schlupf der Larven bewacht und gepflegt werden. Mitunter färben sich die Männchen während der Brutpflege dunkel bis pechschwarz (Abb. 2).

 Abb. 2: schwarz gefärbte, männliche Schwarzmundgrundel aus dem Mittellandkanal
© AVN

Eine Gefahr für heimische Arten?

Durch die zum Teil sehr hohen Bestanddichten können Kleinfischarten wie der Kaulbarsch oder die Mühlkoppe durch die Schwarzmundgrundel verdrängt werden. Eine direkte Prädation auf Fische oder deren Eier und Larven wird jedoch nur selten beobachtet (Vašek et al., 2014). Ein negativer Einfluss auf bodenlebende Kleinlebewesen (z.B. Flohkrebse, Insektenlarven, Schnecken) kann hoch sein (Mikl et al. 2016).

Wusstet Ihr,…

…dass es ein Irrglaube ist, dass sich die Grundeln mit ihrem „Saugnapf“, den verwachsenen Bauchflossen an Schiffe „festkleben“ können und so verbreitet werden?

…dass, die Eier der Schwarzmundgrundeln bis über 24 Stunden an der Luft sein können und trotzdem aus bis zu 95 % der Eier Larven schlüpfen (Hirsch et al. 2016)?

Literatur

Ghedotti M. J., Smihula J. C. & Smith G. R. (1995). Zebra mussel predation by round gobies in the laboratory. Journal of Great Lakes Research 21, 4.

Hirsch P. E., Adrian-Kalchhauser I., Flämig S., N’Guyen A., Defila R., Di Giulio A. & Burkhardt-Holm P. (2016) A tough egg to crack: Recreational boats as vectors for invasive goby eggs and transdisciplinary management approaches. Ecology and Evolution 6, Article 3.

Klefoth 2012: Invasive Schwarzmundgrundeln erreichen Niedersachsen, Pressemitteilung LSFV Nds. Kottelat M. & Freyhof J. (2007) Handbook of European freshwater fishes. Publications Kottelat.

Mikl L., Adámek Z., Všetičková L., Janáč M., Roche K., Šlapanský L. & Jurajda P. (2016) Response of benthic macroinvertebrate assemblages to round (Neogobius melanostomus, Pallas 1814) and tubenose (Proterorhinus semilunaris, Heckel 1837) goby predation pressure. Hydrobiologia 785, 219–232.

Roß M., Woltmann I. & Brunken H. (2016) Neogobius melanostomus (Pallas, 1814) lacking the black spot on the first dorsal fin–a morphometric and meristic comparison. Bulletin of Fish Biology 16, 1–14.

Vašek M., Všetičková L., Roche K. & Jurajda P. (2014) Diet of two invading gobiid species (Proterorhinus semilunaris and Neogobius melanostomus) during the breeding and hatching season: No field evidence of extensive predation on fish eggs and fry. Limnologica – Ecology and Management of Inland Waters 46, 31–36.

Weitere Infos:

https://neobiota.bfn.de/handbuch/fische/neogobius-melanostomus.html

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