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AVN: Mega-Befischung im Mittellandkanal

„So, Ende!“ Knappe Worte von AVN-Fischereibiologe Andreas Maday am Mittwoch nach dem letzten „dip“ im Mittellandkanal. Mehr ging aber auch nicht, die Luft war raus nach acht extrem intensiven Befischungstagen. Auch Jarle Langner, AVN-Werkstudent und Steuermann im AVN-Boot am letzten Transekt, stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Mehrere Tausend Fische der Bestandsaufnahme ging durch seine Hände oder wurden von ihm protokolliert. Fast jeden Tag mit auf dem Boot: Matthias Emmrich als erfahrener Elektrofischer und Kenner des Mittellandkanals. Was die drei AVN-Fisch-Experten hier tatsächlich geleistet haben, wird wohl erst nach Auswertung der gewaltigen Datenmengen zutage kommen, vermutlich Ende des Jahres.

Die drei AVN-Fischexperten Andreas Maday, Jarle Langner und Matthias Emmrich (v.l.) nach einem langen Befischungstag vor dem Volkswagen Stadion in Wolfsburg.

Hier schon einmal die wichtigsten Daten:

  • mehr als 23 km Uferlinie elektrisch befischt
  • Mittellandkanal und drei Stichkanäle untersucht
  • etwa 10.000 Fische (?) gefangen
  • 8 Tage zwischen 09.00 Uhr und 20.30 Uhr am / auf dem Wasser
  • gesamtes System, besonders aber die Stichkanäle sehr fischreich
  • hervorragender Aalbestand
  • Schwarzmundgrundel häufigste Fischart
  • Flussbarsch und Rotauge ebenfalls sehr häufig
  • Schutzzonen extrem wichtig als Jungfischhabitate

Spannende locations und viel (Jung)Fisch im Mittellandkanal – manchmal knifflig zu bestimmen (s. Bild auf der Waage), manchmal fast schon kapital (Alande ganz rechts).

Wie hat sich der Fischbestand im Mittellandkanal in den letzten 20 Jahren verändert?

„Wir hatten echt Respekt vor dieser Mega-Befischung, waren aber auch super gespannt. Immerhin lag die letzte größere Befischung des Mittellandkanals über 20 Jahre zurück. Und wir wussten ja, dass sich die Fischartengemeinschaft in dieser Zeit erheblich geändert hat“, schildert Andreas. Zusammen mit Matthias Emmrich hatte er anhand früherer Befischungsdaten die Transekte für das aktuelle AVN-Monitoring ausgewählt. Nach Möglichkeit wurden Kanalabschnitte befischt, für die bereits ältere Daten vorlagen. Nur so kann man die jetzt gewonnenen Daten in Relation setzen.
Als einzig praktikable Befischungsmethode kam nur die Elektrofischerei infrage. „Damit erfassen wir natürlich nur einen Teil der Fischfauna, das ist klar“, erläutert Matthias Emmrich. „Der Kanal ist ja im Prinzip eine unglaublich lange und meist monotone, vier Meter tiefe Rinne. Wir können also nur die Uferbereiche und die Schongebiete effizient befischen. Gerade Arten wie größere Zander sind deshalb natürlich total unterrepräsentiert.“ Umso wichtiger sind nach Aussage der beiden Fischereibiologen deshalb die Fangmeldungen der Angler vom Mittellandkanal. Mittels der Elektrofischerei werden überwiegend Größenklassen und Arten nachgewiesen, die in Anglerfängen so gut wie gar nicht auftauchen. Der Mix macht’s also, deshalb sei die Mitarbeit der Anglerinnen und Angler so wichtig, um eine belastbare Aussage zum Fischbestand treffen zu können.

Wo sind die Wolgazettis?

Eine der größten Überraschungen: Es wurde kein einziger Wolgazander (Sander volgensis) gefangen. „Wir hatten echt gehofft, endlich mal einen Jungfisch aus diesem Jahr zu Gesicht zu bekommen. Selbst an den bekannten hotspots nicht ein Wolgazetti, auch keine Größeren“, muss Matthias Emmrich berichten.

Toller Aalbestand im gesamten Mittellandkanal

Deutlich sichtbar in Anzahl und Größe dagegen die fischigen Früchte der jahrelangen Besatzaktivitäten der AVN-Vereine und des Verbandes in Sachen Aal: Dicke „Schlangen“ mit teilweise weit über 80 cm und über einem Kilogramm Gewicht gab es viele. Selbst in den ufernahen Steinpackungen, wo sich vornehmlich junge Aale aufhalten. Dort kamen stellenweise massenhaft Garnelen vor. Um welche Art es sich handelt, müssen die AVN-Experten noch bestimmen. Genauso wie die drei Grundelarten tauchen sie in den Befischungsprotokollen von vor 20 Jahren noch nicht auf.

Klares Fazit: Der Fischbestand im Mittellandkanal und den Stichkanälen ist außerordentlich gut und für ein derart künstliches Gewässer außerdem recht artenreich.

Zwei Zander aus dem Mittellandkanal

Für das Gelingen der Aktion war die Unterstützung unserer Vereine unverzichtbar. Allen, die im Vorfeld mitgeplant und bei der Befischung des Mittellandkanals selbst geholfen haben, ein herzliches Dankeschön vom gesamten AVN-Team!

Auch an die drei Studenten der Hochschule Bremen, Merit, Sarah und Gerrit, die Daten zum Wachstum diverser Fischarten und zu den Nahrungsnetzen im Mittellandkanal aufgenommen haben.

Unser Dank gilt außerdem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), die uns maßgeblich bei allen logistischen Fragen und mit Genehmigungen – auch für die Dokumentation aus der Luft – unterstützt haben.

Zuletzt auch ein Dankeschön an das Team des NDR Niedersachsen (Hörfunk & TV), das uns am Montag im Bereich der Schleuse Sülfeld begleitet und über die Befischung berichtet hat.

Wir halten euch über die weiteren Erkenntnisse auf dem Laufenden.

Bis dahin viel Petri Heil und einen fischreichen Herbst!

Befischung des Mittellandkanal abgeschlossen - Zeit für ein Feierabendbier

“So, Ende.”
Zeit für ein Feierabendbierchen für Jarle Langner, Andreas Maday und Jesse Theilen (alle AVN) am letzten Abend der großen Befischungsaktion.