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Gefährliche Giftpflanze am Wasser: Fliegenfischervereinigung Nordheide bekämpft Riesenbärenklau

Manche Ereignisse bringen ungeahnte Nebeneffekte. Als unser Kollege letzte Woche spontan zum Fischsterben nach Westerode ausrückte, endete der Einsatz für ihn nicht nur wegen der traurigen Bilanz um die Fischbestände unerfreulich. Zu Hause angekommen entdeckte er plötzlich verbrennungsartige Hautirritationen an Armen und Gesicht. Als Botanikexperte schaltete Ralf zum Glück schnell: Er hatte Kontakt mit Riesenbärenklau. Lies hier mehr über die nicht heimische Pflanze und wie die Fliegenfischer und Naturschutzgemeinschaft Nordheide – ein AVN-Mitgliedsverein – dagegen vorgeht.

Unangenehme Begegnung der „anderen Art“

Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, verbreitet sich rasant, unter anderem entlang unserer Gewässer. Bei Kontakt mit dem Saft in Blättern und Stängeln passiert zunächst nichts. In Kombination mit dem UV-Licht der Sonne kommt es dann aber zu üblen Verbrennungen. Unser AVN-Biologe war im Einsatz für Fische und Gewässer die Böschung heruntergestiegen und ist dabei mit dem Neophyten in Berührung gekommen. Da die Pflanzen noch klein waren, hatte er sie zunächst gar nicht als solche identifiziert. Ralf ist nicht der einzige Angler, für den die Bekanntschaft mit Heracleum mantegazzianum (so lautet der lateinische Artname) unangenehm ausfallen kann. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Giftpflanze verdrängt heimische Arten und beeinträchtigt somit unsere Ökosysteme. Das weiß auch die Fliegenfischervereinigung Nordheide. Der Verein rückte am 24. Mai 2025 aus, um an ihren Gewässern etwas dagegen zu unternehmen.

Nordheider Angelverein wurde bei sich aktiv

Die freiwillige Aktion wurde in enger Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde geplant und umgesetzt. Mit Schutzkleidung und viel Engagement haben die Vereinsmitglieder in mehreren Einsätzen große Bestände der invasiven Pflanze am Flüsschen Este entfernt und in Müllsäcken entsorgt – ein wichtiger Beitrag zur Wiederherstellung der ökologischen Balance im betroffenen Gebiet bei Bölterheim (Kreis Buchholz).

Wasser als Verbreitungsbeschleuniger

Anders als der weit weniger giftige, heimische Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), können Herkulesstauden bis zu vier Meter groß werden. Sie wachsen oft in Monokultur und häufig entlang von Fließgewässern. Denn ein gängiger Verbreitungsweg Doldenblütlers sind Samen, die ins Wasser fallen und dort weiter transportiert werden. Einmal etabliert verdrängen die einst als Zierpflanze eingeschleppten Gewächse die natürliche (Ufer-) Vegetation.

Vorsicht ist geraten!

Bei der Bekämpfung müssen aufgrund der gesundheitlichen Risiken unbedingt Schutzmaßnahmen getroffen werden. Schutzkleidung inklusive Schutzbrille, Mundschutz und Handschuhen verhindern, dass die Haut mit dem gefährlichen Pflanzensaft in Kontakt kommt. Einmal-Overalls, die im Nachgang vernichtet werden, helfen, dass Samen nicht ungewollt über die Kleidung weiterverbreitet werden. Pflanzenteile müssen vollständig entfernt werden. Auch abgeschlagene Blüten reifen im Nachhinein noch nach und produzieren fruchtbare Samen. Die Wurzel schlägt nach wenigen Wochen wieder aus. Eine dauerhafte Entfernung gelingt also nur, wenn die Wurzelballen mit ausgegraben werden und der Erfolg einige Wochen später nachkontrolliert wird.

Ein längerer Aufenthalt zwischen hohen Pflanzen kann aufgrund ihrer Ausdünstungen zu Problemen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Unwohlsein führen. Von daher ist es ratsam sie bereits bei Austrieb, im April/ Mai zu entfernen, bevor die Sprösslinge zu großen, weiß blühenden Riesenstauden herangewachsen sind.

Hut ab!

Die Fliegenfischer und Naturschutzgemeinschaft Nordheide hat sich vorbildlich der verantwortungsvollen Aufgabe gestellt, die invasive Art an ihrem Heimatgewässer einzudämmen: „Als Verein, der sich für die Erhaltung naturnaher Gewässer und Landschaften einsetzt, sehen wir es als unsere Pflicht, auch außerhalb des direkten Angelgeschehens Verantwortung zu übernehmen“, sagt Walter Mielke, Gewässerobmann. Der Angelverein setzt mit diesem Einsatz ein klares Zeichen für praktischen Naturschutz und hofft, auch andere Organisationen sowie Bürgerinnen und Bürger zur Mithilfe zu motivieren.

Habt auch ihr Riesenbärenklau an euren Gewässern?

Die Landwirtschaftskammer hat ein Merkblatt herausgegeben, worauf bei Aktionen gegen die Herkulesstaude zu achten ist und wie du diese erkennst: https://www.pflanzenschutzdienst-niedersachsen.de/pflanzenschutz/news/35831_Riesenbaerenklau_-_Herkulesstaude

Die Blätter und Blüten des Riesenbärenklau. © Walter Mielke (Fliegenfischer und Naturschutzgemeinschaft Nordheide)

Mit Forken und Spaten rückten die Angler aus, um Herkulesstauden mitsamt Wurzel entlang der Este auszugraben. © Walter Mielke (Fliegenfischer und Naturschutzgemeinschaft Nordheide)

Die Pflanzen wurden in Müllsäcken in der örtlichen Deponie entsorgt. 14 Säcke brachten die Angler zusammen! © Walter Mielke (Fliegenfischer und Naturschutzgemeinschaft Nordheide)