
Die AVN-Artenschutzprojekte für Edelkrebs und Quappe standen im Fokus eines Netzwerktreffens mit dem LAVES, Dezernat Binnenfischerei. Diensstellenleiter Lutz Meyer, Dr. Julia von Dassel Scharf, Dr. Markus Diekmann, Nico Sähn und Philipp Tölle zeigten großes Interesse für die Arbeit von AVN-Mitarbeiter Helmut Speckmann auf der Teichanlage in Poggenhagen.
Edelkrebse auf dem Vormarsch
Invasive Krebsarten und die Identifikation potentiell geeigneter Besatzgewässer sind ein Dauerthema beim LAVES. Der Sicherung der letzten rein niedersächsischen Population, die beim AVN vermehrt wird, und der Wiederansiedlung in geeigneten Stillgewässern durch die AVN-Mitgliedsvereine kommt daher eine übergeordnete Bedeutung zu, sind sich die Experten einig. So würden Satellitenpopulationen aufgebaut, die im Falle des Ausbruches der Krebspest dazu beitragen, den autochthonen Bestand aus dem Weser-Einzugsgebiet zu sichern. In den 1990er Jahren seien oft aus Unwissenheit und mangelnder Verfügbarkeit Edelkrebse etwa aus Bayern und anderen Bundesländern auch in Niedersachsen besetzt worden, was zu einer genetischen Vermischung der hiesigen Bestände geführt habe.
Oftmals erhielte das Dezernat Foto-Anfragen wie: “Was ist denn das eigentlich für ein Krebs?” Die Bestimmung der in Niedersachsen vorkommenden Krebsarten sei nicht nur für Angler mitunter schwierig – insbesondere, wenn es sich um Neuvorkommen handele oder weniger bekannte Arten wie den Galizischen Sumpfkrebs oder den Marmorkrebs.
Für alle Interessierten: Auf der AVN-website unter downloads findet ihr eine einfache Bestimmungshilfe für alle Krebs-Arten, die der AVN zusammen mit dem Alfred Wegener Institut entwickelt hat. (ganz unten: “Artensteckbriefe Neobiota”)
Einblicke in die Quappen-Vermehrung
Nach dem Rekordjahr bei der Quappen-Nachzucht konnte Helmut Speckmann der LAVES-Delegation einige der wertvollen Elterntiere vorführen, die auf der Teichanlage für diese tollen Erfolge verantwortlich waren: bullige, wunderschön gezeichnete Fische mit weit über 60 cm Länge. Er betonte, wie wichtig auch hier die Unterstützung durch die zahlreichen AVN-Vereine sei, die in der Vergangenheit bereits Quappen besetzt hätten und jetzt laichfähige Elterntiere in die Nachzucht einbringen würden. Auch die Berufsfischerei entlang der Weser lieferte in den vergangenen Jahren immer wieder stattliche Quappen, die zu einer Auffrischung des Genpools auf der AVN-Anlage beitragen würden. Die Zusammenarbeit mit dem Fischereibetrieb Aschauteiche habe sich als wahrer Glücksgriff herausgestellt: Dort wachsen die Quappenlarven in Naturteichen bis zur Besatzfischgröße heran. 2025 waren es mehr als 150.000. Mehr als 50 Vereine hätten 2025 Quappen besetzt, berichtete Helmut Speckmann. Dazu kommt Besatz in den AVN-Verbandsgewässern wie Mittellandkanal, Dümmer und Steinhuder Meer.
Fachgespräch mit Weser-Wels vom Grill
Beim gemeinsamen Essen mit Welsfilets vom Grill und dem folgenden Fachgespräch ging es unter anderem um die möglichen Inhalte der neuen Binnenfischereiordnung und des Fischereigesetzes, um das Zander-Monitoring des AVN am Steinhuder Meer und um das Thema Fischereiaufsicht.
„Überschattet“ wurde das Treffen vom Notruf der Vereine an der Hahle und Nathe am Tag nach dem massiven Fischsterben (wir berichteten) in den beiden Rhume-Zuflüssen.
Neben dem ständigen fachlichen Austausch, der ohnehin auf sehr kollegialer Basis stattfindet, soll auch im nächsten Jahr ein derartiges Netzwerktreffen stattfinden.
Bild oben: LAVES-Delegation auf der AVN-Teichanlage
Bild unten: Wels auf Ansage – 139cm frisch aus der Weser
Bild oben: Helmut Speckmann präsentiert Dr. Julia von Dassel Scharf, Nico Sähn (im Hintergrund) und Philipp Tölle vom LAVES ein eiertragendes Edelkrebsweibchen
Bild unten: sinnvolle Wels-Verwertung inklusive