Skip to main content
Fischsterben in Nathe und Hahle - Angler bergen Tausende tote Fische

Schon wieder ersticken Tausende Fische nach einer Vergiftung mit Ammonium und Ammoniak. Am Abend des 17. Juni gelangten vermutlich mehrere tausend Liter Ammoniumnitrat-Harnstoff, auch UAN genannt, über einen Graben in das Flüsschen Nathe, nahe der Ortschaft Westerode im Landkreis Göttingen. Der flüssige Stickstoffdünger trat wohl aus einem Schlauch an einer Abfüllstation aus, der nicht wieder ordnungsgemäß gesichert worden oder gerissen war und verursachte ein massives Fischsterben.

Ammonium (NH4) selbst ist erst in hohen Konzentrationen problematisch für Fische und andere Wasserlebewesen. Die vermeintlich ausgetretene Menge dürfte nach Einschätzung von Ralf Gerken, Naturschutzexperte beim AVN, bereits erhebliche Schäden verursacht haben. UAN enthält aber auch Ammoniak und der führt bei Fischen in kürzester Zeit zur Verätzung von Kiemen, zu einer massiven Schädigung des Stoffwechsels – meist mit Todesfolge.
Das Fischsterben wurde begünstigt durch die derzeit niedrigen Wasserstände in vielen kleinen Fließgewässern, geringe Abflussgeschwindigkeiten und höhere Wassertemperaturen.

Größeres Fischsterben nur zufällig verhindert?

Der Notruf unserer Vereine über ein Fischsterben erreichte den AVN am Mittwochvormittag (18.06.). Wie schon an der Aue (21. Mai) wurde der Eintrag nur zufällig bemerkt, aber immerhin umgehend gestoppt.

Trotzdem ist die Nathe ab Westeode bis zu ihrer Mündung in die Hahle bei Obernfeld auf 2 km quasi tot. Während oberhalb der Havarie-Stelle ein reiches Vorkommen von Köcherfliegen, Bachflohkrebsen, Schnecken und anderen Lebewesen nachgewiesen werden konnte, ist die Nathe unterhalb der Einleitung ein Totalausfall. Ralf Gerken sammelte mit Jan Heidorn und Jan Heinrichs, zwei Anglern vom ASV Obernfeld, auf 800 m Strecke Dutzende erstickte Bachforellen bis 53 cm, Groppen, Bitterlinge, Hunderte Gründlinge und Weißfische ein. Die verendeten Tiere wurden zur Beweissicherung eingefroren.

Fischsterben auch in der Hahle

Auch aus der Hahle zwischen Obernfeld und Rollshausen wurden Tausende tote Fische geborgen. Ob die Hahle auch unterhalb Gieboldehausen, kurz vor ihrer Mündung in die Rhume geschädigt ist, war Stand gestern Abend (18.06.) nicht zu ermitteln.
Die Rhume zählt zu den nur etwa ein Dutzend höchst prioritären Fischlebensräumen in Niedersachsen, ist also genauso wie ihre kleinen Zuflüsse ein absolutes Juwel, was die Fischartenzusammensetzung und die Anteile bedrohter Arten angeht.

Angler sammeln tote Fische ein

Nur einer der anliegenden Vereine, der ASV Rollshausen, wurde über das Fischsterben seitens der Wasserbehörde informiert. Deren Mitarbeiter hatten zwar eigene Proben entnommen, waren aber am 18.06. telefonisch für Auskünfte oder eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Verein hat an der Hahle und der Suhle umfangreiche Strukturverbesserungen zur Aufwertung der Lebensräume durchgeführt. Und das aktuelle Fischsterben ist kein Einzelfall in der Region: Die Hahle war bereits vor einigen Jahren von einem Fischsterben betroffen.

Ein Gutachter wurde eingeschaltet, um den fischereilichen und ggf. einen Biodiversitätsschaden zu ermitteln. Der ASV Rollshausen hat Anzeige erstattet. Mit dem beauftragten Gutachter stehen wir in Kontakt. Unsere Vereine werden wir bei der Bewertung und Aufarbeitung der Schäden bestmöglich begleiten.

Wie schon an der Aue: Ein großes Dankeschön an alle Freiwilligen vor Ort, unsere ANGLER!, die tatkräftig mitgeholfen oder unterstützt haben!

Tote Bachforellen und Bachneunauge - Opfer des Fischsterben in Nathe und Hahle, Landkreis Göttingen

Fischsterben, was nun?

Der AVN hat Infomaterialien für Euch erstellt, wie Ihr im Falle eines Fischsterbens vorgehen könnt:

Pressestimme

Göttinger Tageblatt | Eichsfelder Tageblatt, 20.06.2025
Massives Fischsterben
„Ökologisch ist die Hahle bis Gieboldehausen tot“: Tausende Fische nach Düngemittel-Havarie in Westerode verendet